Glanz oben, Bürste unten:

Manchmal frage ich mich, ob wir das große Theater überhaupt noch ernst nehmen sollen – oder ob wir es besser wie eine schräge Komödie betrachten, in der die Rollen schon längst verteilt sind. Da oben die glänzenden Hauptdarsteller, hier unten das Publikum, das gleichzeitig Kulisse spielt. Und irgendwo dazwischen die Frage: Wer hat eigentlich beschlossen, dass wir alle die Statisten sind?

Es ist schon beneidenswert. Sie spielen mit Steuergesetzen wie mit Jonglierbällen – und komischerweise fallen die immer weich in ihre eigene Tasche.

Wir dagegen halten die Klobürste, die Stromrechnung und den letzten Traum von leistbarer Butter fest. Aber irgendwer muss ja das Fundament sauber schrubben, damit oben die Kronleuchter in aller Pracht leuchten. 

Das eigentlich Geniale daran: Je toxischer dieses Spiel wird, desto schneller ziehen sich die wirklich gescheiten Leute zurück. Sie winken höflich, drehen sich um und lassen die Bühne den Lautesten – jenen, die ihre eigene Leere mit Lärm füllen.
So bleibt ein krankes System in sich selbst geschlossen: Die Klugen gehen, die Lauten bleiben, und es wird applaudiert für die glanzvolle Selbsterhaltung.

Und während oben noch immer die Kronleuchter funkeln, merkt hier unten kaum jemand, dass längst niemand mehr die Sicherungen wechselt.

Vielleicht ist es auch nur ein Talent, dass sich alles so drehen kann, dass es nach Hochglanz aussieht.
Sie diskutieren in Konferenzen über Nachhaltigkeit, während die Papiertonnen in den Hinterhöfen überquellen.
Sie reden von sozialer Verantwortung, während wir die öffentlichen Verkehrsmittel putzen, weil sie lieber mit dem Privatjet zur „wichtigen Besprechung“ fliegen.
Und während wir die Heizkörper entlüften, damit die Kinder nicht frieren, überlegen sie, welche Weinflasche den nächsten Champagnerabend krönt.

Doch es gibt Hoffnung: Diejenigen, die wirklich etwas verstehen, die klugen Hände und klaren Köpfe, ziehen sich zurück. Sie genießen den Frieden abseits der Bühne, lachen still über das Theaterstück – und lassen die Lautesten ihre eigene Leere aufführen.

Und während wir noch über Kronleuchter, Klobürsten und Privatgespräche nachdenken, fragt man sich plötzlich: Wer hat eigentlich beschlossen, dass Avocado-Toast teurer ist als der Sinn hinter diesen ganzen Meetings? Vielleicht ist das die wahre Herausforderung – nicht das Jonglieren mit Steuergesetzen, sondern das perfekte Timing, um auf Instagram zu posten, dass man „gesund frühstückt“, während wir herausfinden, dass Butter mittlerweile ein Luxusgut ist. 

Und Ludwig? Er sitzt irgendwo im Hintergrund, notiert alles in sein unsichtbares Notizbuch und denkt sich nur: „Die spielen Theater, ich esse Popcorn.“ 
Denn manchmal ist Beobachten einfach viel lustiger als Mitspielen – besonders, wenn man weiß, dass die Kronleuchter von unten sauber gewischt werden.

„Und während wir noch überlegen, wer hier eigentlich die Hauptrolle spielt, füttert Ludwig heimlich die Zimmerpflanzen und philosophiert über die Bedeutung von Einhörnern im Arbeitsalltag...